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Medizincampus Oberfranken

Projektgeschäftsstelle der Universität Bayreuth

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Forschung

VERAH am ORT (VaO)Einklappen

Fördernde Institution: Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege

Projektlaufzeit: 02/2022-12/2022

Projektleitung: Dr. Reiner Hofmann

Ansprechpartnerin: Julia Bräuer

Das Projekt „VERAH am Ort“ soll die Versorgungslage in unterversorgten Regionen verbessern. Die Altersstruktur der in der Beispielregion Streutal tätigen Hausärzt:innen lässt darauf schließen, dass in den nächsten zehn Jahren ein großer Teil der Gesundheitsversorger in den Ruhestand gehen. Vor dem Hintergrund, dass sich zu wenige junge Mediziner:innen in ländlichen Regionen wie dieser niederlassen, rücken Konzepte der Delegation ärztlicher Leistungen in den Fokus. Die Delegation lässt als Hauptvorteil gegenüber der Substitution die medizinische Verantwortung bei den praktizierenden Ärzt:innen. Da das Konzept der VERAH in der Projektregion bereits angewendet wird und unter den Patient:innen positiv konnotiert ist, stellt sich das Streutal mit seiner aktuell noch guten, in Zukunft aber unzureichenden Versorgungslage als sehr geeignet heraus.

Die neue Versorgungsform VaO stellt dabei eine innovative Weiterentwicklung der Leistungserbringung nach dem Konzept der VERAH dar. Dies konkretisiert sich darin, dass nicht mehr zu jeder Hausbesuch bei den Patient:innen zu Hause stattfinden muss. Durch eine vorherige anamnestische Einschätzung derer geistiger und körperlicher Fähigkeiten wird herausgearbeitet, welche Patient:innen dazu geeignet sind, einen nahegelegenen VaO-Raum aufzusuchen, um dort eine medizinische Versorgung zu erhalten. Dabei sollen ausschließlich diejenigen zu Versorgenden den VaO-Raum aufsuchen, denen es von ihren Hausärzt:innen empfohlen wurde und denen es aufgrund ihrer Mobilität möglich ist.

Die Räume sollen dabei zunächst in Orten eingerichtet werden, in welchen mehrere der für die neue Versorgungsform geeigneten Personen leben. Hinsichtlich der Standortwahl ist anzumerken, dass diese Räume gemeinschaftlich von mehreren VERAHs unterschiedlicher Ärzt:innen genutzt werden können, wobei diesen feste Belegzeiten vereinbaren werden. So wird ermöglicht, dass die Patient:innen verschiedener Hausärzt:innen in dieser Räumlichkeit in ihrem Ort versorgt werden. Es wird ausdrücklich nicht angestrebt, dass eine VERAH alle Patient:innen aus dem entsprechenden Ort im Sinne einer arztübergreifenden oder sogar offenen Sprechstunde behandelt, da keine Substitution ärztlicher Leistung stattfinden soll. So werden die Personen, welche oft bereits über einen längeren Zeitraum von einem Team von VERAHs versorgt wurden, auch weiterhin die gleichen VERAHs an ihrer Seite haben.

Der unveränderte Leistungsrahmen der VERAHs bei ausschließlicher Änderung des Ortes der Leistungserbringung dient dazu, die Wegstrecke der VERAHs zwischen den in den VaO-Räumen versorgten Patient:innen einzusparen und der Arztpraxis somit mehr Zeit für die Patientenversorgung einzuräumen. Hinsichtlich der organisatorischen Maßnahmen ist angedacht, dass das Terminmanagement weiterhin über die teilnehmenden Praxen erfolgt und keine zusätzliche Koordinationsstelle notwendig wird.

Hausarzt-zentriertes Adipositas-Präventionsprogramm: Exercise & Nutrition (HAPpEN)Einklappen
HAPpEN

Fördernde Institution: Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege

Projektlaufzeit: 07/2022-06/2024

Projektleitung: Dr. Reiner Hofmann, Dr. Natascha von Schau

                                             Projekpartner: Zentrum für Telemedizin Bad Kissingen (ZTM)

                                             Ansprechpartnerin: Dr. Marika Haderer

Gerade in ländlichen Regionen bestehen kaum Angebote für die Versorgung von Patient:innen mit Adipositas. Diese Lücke soll die Entwicklung und Prüfung eines ganzheitlichen, wissenschaftsbasierten Programms in disziplinübergreifender Zusammenarbeit von Allgemeinmedizin, Soziologie, Ernährungswissenschaft, Sportmedizin, Psychologie, Gesundheitswissenschaften und Gesundheitsökonomie schließen. Mittels HAPpEN wird insbesondere die Möglichkeit zur Bildung von unterstützenden sozialen, lebenspraktischen und alltagsrelevanten Bindungen, im Kontext etablierter Ernährungs- und Bewegungsprogramme, mit einer digitalen App-gestützten und medizinischen Begleitung durch die vertrauten Hausärzt*innen vereint und somit einer neuer und innovativer Ansatz zur Adipositas-Prävention und -Therapie begründet.

Mit den Hausärzt:innen als zentrale Koordinator:innen sollen gefährdete Patient:innen zur Änderung von Lebens- und Ernährungsgewohnheiten durch die vorrangige Berücksichtigung individueller Präferenzen und sozialer Kontexte motiviert werden. Mit HAPpEN wird evaluiert, inwiefern interessierte Betroffene Kontakt zu Menschen finden, die zu ihnen „passen“, die ein Wir-Gefühl entwickeln, sich gegenseitig motivieren und lebenspraktische Empfehlungen generieren und teilen. Gleichgesinnte, die aufzeigen, wie im Alltag mit der gemeinsamen Problematik (Adipositas) umgegangen werden und diese aktiv bearbeitet werden kann. Innerhalb dieser Gruppe verabredet man sich z.B. zum gemeinsamen Sport, man teilt und entwickelt gesundheitsförderliche Rezepte für den Alltag oder soziale Anlässe, hält sich gegenseitig auf dem Laufenden, an welchen öffentlichen Orten und gesellschaftlichen Veranstaltungen welche persönlichen Erfahrungen gemacht wurden, in welchen Sport- und Bewegungsstätten es als angenehm empfunden wird zu trainieren, wo schöne Spazierwege sind oder in welchem Restaurant es gesundheitsförderliche Speisen gibt.

Das soziale Empfehlungssystem, dessen Grundlagen im Rahmen von HAPpEN erstmalig analysiert werden soll, soll auf den Erfahrungen zur Umsetzung der wissenschaftlichen Empfehlungen im Alltag der Patient*innen aufbauen und lebensweltliche Herausforderungen adressieren sowie alltagsrelevante Lösungsansätze aufzeigen. Daneben kann die hausärztlich umfassende Perspektive bestehende fachliche Konzepte (z.B. Verhaltens- und Ernährungsempfehlungen) auf jedes einzelne Individuum v.a. im Hinblick auf bestehende gesundheitliche Einschränkungen abstimmen und dabei soziokulturelle Aspekte oder medikamentöse Ansätze miteinbeziehen. Zusätzlich erfolgt in Zusammenarbeit mit dem ZTM als Projektpartner eine digitale Therapieunterstützung mittels App, die der Erfassung und Dokumentation des tatsächlich Umgesetzten dient und die Ergebnisse in Form relevanter Parameter aufbereitet und dann einer ersten Interpretation den Nutzer:innen und Ärzt:innen zuführt. In die Weiterentwicklung der digitalen Therapieunterstützung werden die Ärzt:innen und Patient:innen partizipativ mitintegriert.

Zur Überprüfung des Programms erfolgt eine begleitende Evaluation aus gesundheitsbezogener, ökonomischer, ethischer sowie ggf. weiteren angezeigten Perspektiven. Letztlich wird eine intrinsisch getriebene Verselbständigung der Patient*innen mit vorrangiger Unterstützung durch eine App und die Begleitung durch die Hausärzt*innen angestrebt. Daneben sollen die Evaluationsergebnisse als Grundlage für eine verbesserte Umsetzung bereits vorhandener fachbezogener Leitlinien sowie bei Notwendigkeit zur Generierung einer zu validierenden Leitlinie zur hausarzttentrierten Prävention und Therapie von Adipositas dienen.


Verantwortlich für die Redaktion: Anne Schraml

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